Eberhard Welty (1902-1965): Plädoyer für einen christlichen Sozialismus

Eberhard Welty wurde 1902 im westfälischen Anholt geboren. Er wuchs in einer kinderreichen Handwerkerfamilie auf. In Vechta, heute Niedersachsen, kam er näher mit dem Orden der Dominikaner in Kontakt, als er dort das Gymnasialkolleg St. Thomas besuchte. Unmittelbar nach seinem Abitur in Emmerich im Jahr 1922 trat er in den Orden ein. Er begann mit dem Studium an der Dominikaner-Hochschule in Düsseldorf. Während seines Studiums wechselte er zur ebenfalls ordenseigenen Hochschule nach Walberberg bei Köln. Gleichzeitig studierte er neben den Studiengängen Theologie und Philosophie Volkswirtschaft und Soziologie in Köln und legte damit den Grundstein, vor allem in der Sozialethik zu lehren und nach dem Krieg als politischer Ratgeber zu wirken. Im Jahr 1935 wurde Welty zum Dr. rer. pol. mit einer Arbeit zum Thema „Gemeinschaft und Einzelmensch“ promoviert. Bereits 1929 war er zum Priester geweiht worden.

Im NS-Staat konzentrierte sich Welty als Prior und Studienregens auf die Lehre und die Betreuung von Studenten. Dennoch war Welty nicht unpolitisch und suchte Anschluss an Kölner Widerstandskreise. Über seinen Provinzial Laurentius Siemer OP erhielt er Kontakt zu Persönlichkeiten des Widerstands wie Jakob Kaiser, Andreas Hermes, Johannes Albers oder Karl Arnold.

Nach dem Krieg engagierte er sich für einen demokratischen Neuanfang und plädierte für einen „christlichen Sozialismus“ bzw. einen „Sozialismus aus christlicher Verantwortung“. Welty wollte einen nichtmarxistischen Sozialismusbegriff prägen und in der Arbeiterschaft populär machen. Neben verschiedenen programmatischen Schriften nahm sein persönliches Wirken Einfluss auf die Findungsphase der CDU. So fanden sich seine politischen Gedanken im „Ahlener Programm“ der CDU von Februar 1947 wieder, welches eine grundlegende soziale Neuordnung in Wirtschaft und Gesellschaft forderte. Die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien schloss das Ahlener Programm nicht aus. Nach Verabschiedung der „Düsseldorfer Leitsätze“ von 1948 nahm sein Einfluss auf die CDU ab und beschränkte sich eher auf die CDU-Sozialausschüsse. Die Wirtschaftspolitik Erhards setzte sich in der CDU grundlegend durch.

Welty rief im Jahr 1951 im Kloster zu Walberberg ein modernes Erwachsenenbildungswerk ins Leben. Das „Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg“ vermittelte politische und ethische Orientierung, insbesondere für Gewerkschafter in den Gründungsjahren der Bundesrepublik Deutschland. So wurde in den 1950er Jahren von einer Walberger Bewegung gesprochen, die Arbeitnehmern ein politisches Rüstzeug vermittelte.  Den CDU-Sozialausschüssen stand Welty nahe und zählte zum Königswinterer Kreis, der politische Konzepte für die Wirtschafts- und Sozialpolitik in christlich-sozialer Tradition entwickelte. In den Jahren von 1951 bis 1958 publizierte Welty die ersten drei Bände seines Hauptwerkes „Sozialkatechismus“. Überraschend starb Welty am 02. Juni 1965, sodass er den geplanten vierten Band nicht fertigstellen konnte.

Welty gehörte zu den Geistlichen der frühen Bundesrepublik, die Einfluss auf die Ausgestaltung der Wirtschafts- und Sozialpolitik nahmen und in einem engen Dialog mit der Politik standen.

Literaturhinweise:

Eberhard Welty: Herders Sozialkatechismus, 3 Bde., Freiburg 1951-1958

Rudolf Uertz: Walberberg und Die Neue Ordnung. Vor 60 Jahren: Laurentius Siemer und Eberhard Welty, Die Neue Ordnung Jg. 60, Nr. 2/2006;

http://www.die-neue-ordnung.de/Nr22006/RU.htlm, Stand 28.08.2018

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