Franz Joseph von Buß (1803-1878): Ein Vorreiter der christlich-sozialen Politik

Obwohl heutzutage weitgehend unbekannt, war Franz Joseph von Buß eine prägende Gestalt des politischen Katholizismus des 19. Jahrhunderts. Buß wurde am 23. März 1803 als Sohn einer ärmlichen bürgerlichen Familie in Zell am Harmersbach (Schwarzwald) geboren. Trotz der einfachen Verhältnisse studierte er Philosophie, Rechtswissenschaften und Medizin und wurde in ebenjenen Fächern durch die Universität Freiburg und für Medizin durch die Universität Basel promoviert. Wenige Jahre nach der Habilitation übernahm er eine Professur an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg.

1837 wurde er in den Landtag Badens gewählt. Hier hielt er bereits im ersten Jahr als Abgeordneter seine wohl prägendste Rede. Noch vor Karl Marx und Friedrich Engels problematisierte Buß in der Fabrikrede die sozialen Probleme der fabrikarbeitenden Bevölkerung. Besonders wichtig für Buß war, dass die ungelösten Probleme für Fabrikarbeiter, Fabrikherren und Staat gleichermaßen schädlich seien. Er nahm u.a. die Fabrikherren in die Pflicht, für eine Steigerung der Gesundheit, der Bildung und der wirtschaftlichen Sicherheit der Arbeiter zu sorgen. Bezeichnend für die Fortschrittlichkeit der Ideen sind die Forderungen nach einer Art Rentenversicherung, einem Kündigungsschutz und dem Schutz von Minderjährigen. Seine Vorschläge wurden durch den Landtag weitestgehend nicht aufgegriffen

Ab 1850 vertrat er seinen Wahlkreis in der Paulskirche. Weiter gehörte er zu den großen Unterstützern der überall entstehenden Vereine, die durch die neuen Umstände ab 1848 möglich waren. Hier wirkte er an der Gründung des deutschen Katholikentages mit und wurde dessen erster Präsident. Dieser war zu Beginn die Generalversammlung der Katholischen Vereine.

Nach Niederschlagung der Revolution von 1848 zog er sich in die Gelehrtentätigkeit zurück. Im Kulturkampf wurde er reaktiviert und hatte als Mitglied der Zentrumsfraktion einen Sitz im Reichstag (1874-1877). Hier trat er als vehementer Verteidiger der Freiheit der Kirche ein. Für sein Leben erhielt er mehrere Auszeichnungen. Unter anderem wurde er durch Kaiser Franz Joseph in den erblichen Adelsstand erhoben. Franz Joseph von Buß starb am 31. Januar 1878.

Literaturhinweise:

Friedrich Wilhelm Bautz: Buss, Franz Joseph, in: BBKL I (1990) 831-832.

Otto B. Roegele: Franz Joseph Buss (1803-1878). Kirchenfreiheit, soziale Frage und demokratische Bewegung, in: Internationale katholische Zeitschrift Communio 7 (1978) 563-572.

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