Joseph Höffner (1909-1987): Streiter für Gerechtigkeit und Liebe unter den Menschen

Joseph Höffner wurde am 24. Dezember 1909 geboren. Er wuchs mit sechs Geschwistern in einer Bauernfamilie in dörflichen Strukturen im Westerwald auf. Bereits mit 5 Jahren verlor er seine Mutter. Früh entschloss er sich zu einem Dienst in seiner Kirche, ging im Jahr 1926 nach Rom und studierte dort auf der päpstlichen Universität an der Gregoriana. Zum Priester wurde Höffner 1932 geweiht.

Er legte eine außergewöhnliche wissenschaftliche Laufbahn zurück und wurde viermal promoviert, so zweimal in Theologie und jeweils einmal in Philosophie und Volkswirtschaft. So gehörte Höffner in seiner Generation zu den ganz wenigen Akademikern, welche vierfach promoviert waren. Im Jahr 1951 wurde er zum Professor für christliche Sozialwissenschaften in Münster berufen und war dort langjähriger Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts. Höffner galt als wissenschaftliche Autorität. So war er ein gefragter Ratgeber vieler Persönlichkeiten in Politik, Wirtschaft und Verbänden. Er trat für die Mitbestimmung und Kapitalbildung in Arbeitnehmerhand ein. Höffner plädierte zudem für einen Familienlastenausgleich für Kinderreiche.

Kurz vor Beginn des II. Vatikanischen Konzils wurde er zum Bischof von Münster ernannt. An diesem Konzil nahm er neben vielen anderen Bischofssynoden teil. Im Januar des Jahres 1969 wurde er als Koadjutor dem fast erblindeten Kölner Erzbischof Kardinal Frings zur Seite gestellt. Im Februar wurde er dessen Nachfolger, da Frings sein Bischofsamt aus gesundheitlichen Gründen niederlegt hatte. Im gleichen Jahr wurde Höffner auch zum Kardinal ernannt. Nach dem plötzlichen Tod von Kardinal Julius Döpfner im Jahr 1976 folgte er diesem im Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Höffner war persönlicher Freund Papst Johannes Paul II. und genoss hohe Popularität weit über seine Kirche hinaus. Im Jahr 1987 verstarb Höffner im 81. Lebensjahr an einem Gehirntumor, der zu spät entdeckt wurde.

Höffner wurde in der jüdischen Bevölkerung und in Israel geschätzt, da er gemeinsam mit seiner Schwester Lena Hessler, geborene Höffner, ein siebenjähriges jüdisches Mädchen auf einem Hof im Westerwald in der Zeit des NS-Staates versteckt hatte. So wurden er und seine Schwester im Jahr 2003 in Yad Vashem in die Liste der „Gerechten unter den Völkern“ aufgenommen.

„Die Kirche steht in unserer Zeit nicht am Zaun der Welt, um bloß verärgert und vergrämt zuzuschauen.“ (http://www.joseph-hoeffner-gesellschaft.de/).

Literaturhinweise:

Joseph Höffner: Christliche Gesellschaftslehre, hrsg. von Lothar Roos, Kevelaer 1997

Norbert Trippen: Lebensweg und Wirken als Christlicher Sozialwissenschaftler bis 1962, Bd. 1, Seine bischöflichen Jahre 1962-87, Bd. 2, Paderborn 2009

Siehe auch: Joseph – Höffner – Gesellschaft (Worms); www.joseph-hoeffner-gesellschaft.de

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