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Zum letzten Mal „Politik am Mittag“ im Jahr 2013: Pro Jahr fehlen in Deutschland 350.00 Wohnungen!

Informationsveranstaltung mit Klaus Wiesehügel

Für die Reihe „Politik am Mittag“ konnte am 22. November 2013 der langjährige Vorsitzende der IG Bauen Klaus Wiesehügel gewonnen werden. In seinem Referat unter dem Thema „Preisgünstiger Wohnraum für alle“ führte er aus, dass pro Jahr 350.000 neue Wohnungen in Deutschland fehlen, die aber dringend gebraucht werden. Tatsächlich werden in Deutschland zur Zeit nur etwa rd. 190.000 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt. Der Wohnungsbau in Deutschland muss sich auf eine veränderte Nachfrage einstellen;  Rund 70 % der Haushalte sind nur noch ein bis zwei Personenhaushalte. Das heißt, dass dringend, insbesondere in Ballungszentren, Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen benötigt werden. Als hoch problematisch bewertete Wiesehügel, dass viele Arbeitnehmer die Hälfte ihres Einkommens für Miete investieren müssen. So kosten beispielsweise 100 qm in einem Freiburger Neubau 1.700 € Miete brutto.
Die Wohnungssituation wird sich künftig sogar noch weiter verschärfen, weil pro Jahr etwa 100.000 Sozialmietwohnungen weniger gebaut werden. Hier beklagte Wiesehügel ein schlechtes Zusammenspiel von Kommunen. Ländern und dem Bund. Wohnen muss sozial abgesichert werden, so der Referent. Nicht hinzunehmen sind die 500.000 Menschen, die in Obdachlosigkeit in Deutschland geraten sind.
Die Wohnungsbaupolitik politisiert jedoch Menschen. Wiesehügel wies auf Mieterdemonstrationen in Köln hin und auch dass das Thema Wohnungsbau bei Wahlen, wie in Frankfurt bei der letzten Kommunalwahl und der Landtagswahl in Hamburg, eine entscheidende Rolle gespielt habe. Er forderte die potentiellen Koalitionsparteien im Bund auf, die Förderung im mittleren Mietpreissegment anzukurbeln. Darüber hinaus plädierte Wiesehügel für bessere Abschreibungsmöglichkeiten, damit Wohnungsbau für Investoren wieder attraktiver werde.
 Künftig, so der Referent, müsse der soziale Wohnungsbau mit 700 Mio. Euro seitens des Bundes aufgestockt werden. Der Koalitionsvertrag, der von SPD und CDU zur Zeit verhandelt wird, sieht ein „Bündnis für Wohnungsbau“ vor. Allerdings, so Wiesehügel, die Koalitionspartner müssen sich an ihren Taten messen lassen, nicht an ihren Erklärungen.
Der Entwurf des Koalitionsvertrags enthält richtigerweise die Förderung von studentischem Wohnen. So ist darüber nachzudenken, ob nicht gewerblicher Bau (freistehender Büroraum) in Wohnungsbau umgewandelt werden kann. Dies wäre insbesondere in Ballungszentren und Großstädten von großer Wichtigkeit. Die Parteien scheinen sich auf eine Mietpreisbremse zu einigen. Diese soll 10 % über dem max. Mietpreisspiegel vor Ort liegen. Allerdings werden die Länder jeweils die Obergrenze festlegen. Letztendlich bleibt abzuwarten, was tatsächlich die Koalitionspartner im Vertrag niederschreiben.
Auch für die Konjunktur hat der Wohnungsbau eine wichtige Bedeutung. Dieser könnte die Binnenkonjunktur ankurbeln und die Städte wieder attraktiver gestalten. Wiesehügel plädierte dafür, Bauten aus den 50iger und 60iger Jahren abzureißen, weil diese nicht mehr den gestiegenen Ansprüchen der Menschen und den Erfordernissen beispielsweise der Energiereduzierung entsprechen könnten.
In der sich anschließenden Diskussion gingen die gut 60 Teilnehmer wie Klaus Wiesehügel davon aus, dass die Landflucht weiter andauern wird und Menschen wieder in die Städte ziehen wollen. Die gestiegenen Benzinpreise zwingen viele Arbeitnehmer dazu, nicht zu weit vom Arbeitsplatz entfernt zu wohnen. Gefragt wurde in der Diskussion wie der Referent den Genossenschaftsbau beurteile. Wiesehügel bewertete diesen positiv, mahnte aber an, dass die Genossenschaften nicht nur verwalten, sondern auch bauen müssten.
Der Referent erhielt für seine Bewertungen und wohnungsbaupolitischen Forderungen viel Beifall und Zustimmung.
Referent und Diskutanten betonten in Übereinstimmung, dass dem Wohnungsbau wieder mehr Bedeutung geschenkt werden und dieser auf der Agenda der neuen Bundesregierung stehen müsse.
Karsten Matthis
Geschäftsführer der Stiftung CSP

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