Staat und Kirche in einem guten Miteinander zum Wohl der Gesellschaft
„Wir leben in einer aufgeregten Welt“ begrüßte Karl Schiewerling, Vorsitzender der Stiftung CSP, die Teilnehmer des Neujahrsempfangs im Arbeitnehmer Zentrum. Die Stimmungslage schwankt bei der Bevölkerung zwischen individuell „optimistisch“ und auf die „große Politik“ bezogen „verunsichert“. Krisenhafte Entwicklungen sind nicht ohne Wirkung geblieben. Mit Sorge werden die Spannungen in der Europäischen Union um den Brexit und den aufsteigenden Nationalismus wie in Ungarn und Polen beobachtet. Es kommt bei den bevorstehenden Europawahlen darauf an, dass die rechtpopulistischen Parteien europaweit nicht einen zu starken Einfluss gewinnen. Dagegen muss mit Mut und Zivilcourage argumentiert werden. Die beiden Stichworte Mut und Zivilcourage stehen als Motto für das Bildungsprogramm 2019 der Stiftung CSP und dem Johannes-Albers-Bildungsforum im Vordergrund. Es geht darum im neuen Jahr darum mit viel Zivilcourage populistischen Thesen zu widersprechen und mutig Themen nach vorne wie die Familie und Familienpolitik zu rücken, die bislang wenig beachtet werden.
Als prominenten Gast konnte Karl Schiewerling den Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, Dr. Antonius Hamers, begrüßen. Pfarrer Dr. Hamers ist in NRW für fünf Bistümer zuständig, welche er bei der Landesregierung und im Landtag vertritt. Dr. Hamers führte aus, dass die Bistümer nicht nur ihre Anliegen vertreten, sondern auch das Allgemeinwohl im Blick haben. Fragen der sozialen Gerechtigkeit und von Bildungschancen sind Fragen, die alle Bürger des Landes Nordrhein-Westfalens angehen. Das Katholische Büro ist Ansprechpartner für Politiker aller Parteien und offen für seelsorgerliche Fragen.
Der Referent ging auf das aktuelle Verhältnis von Staat und Kirche ein. Das Grundgesetz garantiert Glaubensfreiheit und freie religiöse Betätigung. Die Kirchen genießen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und Organisationsfreiheit. Dr. Hamers erinnerte an die Weimarer Reichsverfassung von 1919, welche die juristischen Grundlagen eines konstruktiven Verhältnisses von Staat und Kirche gelegt hat. In diesem Zusammenhang thematisiert Pfarrer Dr. Hamers die Einführung des Frauenwahlrechts und beschrieb die Zustimmung katholischer Frauenverbände zu diesem Grundrecht. An der Weimarer Verfassung arbeiteten Politiker der Zentrumspartei aktiv mit. Hierzu zählten die Verfassungsexperten Josef Mausbach und Franz Hitze.
Bildung und soziale Arbeit sind nicht nur Aufgaben des Staates, sondern ebenfalls der Kirchen, so unterhalten die Bistümer viele Schulen und soziale Einrichtungen, die aus der Bildungslandschaft oder im Bereich der Gesundheitsversorgung nicht wegzudenken sind. Staat und Kirche teilen sich Aufgaben um das Wohl der Allgemeinheit.
Der Leiter des Katholischen Büros Dr. Hamers sprach die Problematik an, wie politisch die Kirche sein dürfe. Seiner Ansicht nach darf Kirche sich nicht parteipolitisch positionieren. Ein politisches Engagement darf den Menschen nicht entgegenstehen oder die Kirche spalten. Allerdings hat sie im Geiste des Evangeliums die Pflicht für Schwache und Benachteiligte einzutreten. Katholische Priester streben keine Mandate an und sind keine Politiker. Kirche ist in der Welt aber nicht von der Welt. Diesen schmalen Grad muss Kirche oftmals beachten.
Die Kirche hat stets sich für das Leben einzusetzen sowohl das ungeborene Leben als auch für Menschen, die unter Krankheit und Altersschwäche leiden. Die Kirche ist berufen, sich für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen. In diesem Zusammenhang verwies Hamers auf die Enzyklika von 2015 „Laudato si“ von Papst Franziskus, der die Dimensionen der Nachhaltigkeit in seiner Schrift aufgreift und die Bewahrung der Schöpfung als Aufgabe für Christen weltweit sieht. So haben sich die Deutsche Bischöfe (DBK) häufig sich zu individual- und sozialethischen Fragen geäußert und heben in ihren Erklärungen auf grundsätzliche Erwägungen ab. In einer lebendigen Diskussion wurde über das aktuelle Thema „Moscheensteuer“ und Iman-Ausbildung diskutiert. Dr. Hamers plädierte für eine wissenschaftliche Ausbildung der Imane und eine Interaktion mit anderen Religionen. Kirchensteuer können Moscheen Gemeinden nur erheben, wenn sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts sind.
Der Vorsitzende der Stiftung Karl Schiewerling dankte Pfarrer Dr. Hamers für sein informatives Referat und die Diskussion. Das Thema Verhältnis von Staat und Kirche wird auch im neuen Bildungsjahr eine Rolle spielen. Alle Beteiligten des Neujahrsempfangs drückten ihre Hoffnung aus, dass das Verhältnis zwischen Landeskirchen und Bistümern wie in NRW gut und konstruktiv zum Wohl der Gesellschaft bleibt.
Karsten Matthis
Geschäftsführer der Stiftung CSP