Der Vorsitzende der Stiftung Christlich-Soziale Politik e. V. (CSP), Minister a. D. Werner Schreiber, stellte den Prominenten Dr. Rudolf Seiters den Teilnehmern der Mittagsveranstaltung vor. Zunächst war Rudolf Seiters Parl. Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, danach wurde er Kanzleramts- und Innenminister in der Regierung Kohl. Vor dem Hintergrund der Katholischen Soziallehre hat sich Rudolf Seiters stets zum ehrenamtlichen Engagement hingezogen gefühlt. Für ihn gehören das Sozialstaatsprinzip und die Subsidiarität eng zusammen.
Rudolf Seiters knüpfte an die freundliche Begrüßung durch den Stiftungsvorsitzenden und warf kurz einen Blick auf über 30 Jahre Bonner Erfahrungen, bevor er als ehrenamtlicher Präsident an die Spitze des Deutschen Roten Kreuzes rückte. Seiters erinnerte an den 30. September 1989. An diesem Tag harrten hunderte ehemalige DDR-Bürger in der Prager Botschaft aus, um auf ihre Ausreise zu warten. Das Bild der aufgestellten Rot-Kreuz-Zelte ist dem heutigen DRK-Präsidenten nachdrücklich in Erinnerung geblieben.
Seiters wies darauf hin, dass im kommenden Jahr das Deutsche Rote-Kreuz seinen 150. Geburtstag feiert. Weltweit gibt es 187 Gesellschaften, die in enger Beziehung zum Roten Halbmond stehen und auch in mehrheitlich islamisch geprägten Ländern gemeinsame Hilfseinsätze durchführen. Das Deutsche Rote Kreuz ist heute in 50 Ländern aktiv, bspw. in Ländern wie Haiti, welches immer noch unter den Folgen der Erdbebenkatastrophe leidet oder auch in Syrien, wo es zur Zeit 5.000 Familien versorgt.
Das Ehrenamt ist untrennbar mit einer freiheitlichen Verfassung verbunden, die sich dem sozialen Rechtsstaat verpflichtet weiß. Seiters ist sich ganz sicher, dass die ehrenamtliche Arbeit künftig noch wichtiger wird. Zum einen ist einmal der dramatische Umbruch der Bevölkerung: Deutschland wird immer älter. Viele gesellschaftliche Aufgaben, bspw. wie der Katastrophenschutz kann nur durch viele ehrenamtliche Helfer geschultert werden. Er erinnerte auch an viele ehrenamtlich Engagierte in Sportvereinen und informierte, dass pro Jahr 150 neue Sportvereine in Deutschland ins Leben gerufen werden. Künftig käme es darauf an, so Dr. Rudolf Seiters, noch mehr Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen, insbesondere aus den Teilen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Zum anderen ist die finanzielle Situation der öffentlichen Hand auch der Kommunen bekannt. Viele Aufgaben können nur noch durch Ehrenamtliche erfüllt werden.
Im Rahmen des Referats ging der DRK-Präsident auf wichtige Inlandsaufgaben seiner Organisation ein. Er erwähnt u. a. den Rettungsdienst, die Krankentransporte. 55 Prozent aller Krankentransporte in der Bundesrepublik Deutschland werden durch das Deutsche Rote Kreuz ausgeführt. Das Deutsche Rote Kreuz stellt etwa 3,5 Mio. Blutspenden in Deutschland den Krankenhäusern und Kliniken zur Verfügung. Dies sind 75 Prozent der Blutversorgung. Um diese Blutspendetermine zu realisieren, gibt es zahlreiche Ehrenamtliche, die diese in Städten und Kreisen durchführen und für Blutspenden kontinuierlich werben. Ehrenamtliches Engagement dient dem Gemeinwohl, so Seiters. Die wahren Helden des Alltags sind viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bspw. auch im Roten Kreuz.
Seiters verschwieg nicht, dass das Deutsche Rote Kreuz verschiedene neue Herausforderungen meistern muss. Das Ende des Zivildienstes nach der Aussetzung der Wehrpflicht bedeutete auch für viele Kreisverbände des Deutsches Roten Kreuzes eine enorme Umstellung. Denn seit 1961 hatten über 285.000 Zivildienstleistende beim Roten Kreuz Dienst getan. Der neue von der Bundesregierung geförderte Freiwilligendienst findet eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Bislang konnte das Deutsche Rote Kreuz 11.000 Plätze bereithalten; eine doppelte Zahl wäre beim DRK möglich. Das DRK hat an den Deutschen Bundestag appelliert, die Mittel für den Bundesfreiwilligendienst aufzustocken.
Seiters sprach sich dafür aus, das Ehrenamt staatlich weiter zu fördern, jedoch nicht durch den Staat zu bezahlen. Ehrenamtliches Engagement sollte bei der Vergabe von Studienplätzen und bei Einstellungen in den öffentlichen Dienst berücksichtigt werden. Er setzte sich auch für steuerfreie Aufwandsentschädigungen ein. Der DRK-Präsident warnte abschließend vor zu viel Bürokratie, welche die freien Träger und Vereine absolvieren müssten. Ihm liege viel daran, eine Bürgerkultur in Deutschland zu fördern.
Von den rund 70 Teilnehmern erhielt Dr. Rudolf Seiters viel Beifall und Zustimmung, das Ehrenamt in Deutschland nachhaltig zu sichern. So plädierte das Plenum dafür, dass die Gemeinnützigkeit auch auf europäischer Ebene für Wohlfahrtsverbände unbedingt beibehalten werden müsse.
Mehr Informationen über das Deutsche Rote Kreuz unter www.drk.de.