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„Zwischen Idealisierung und Verdammung“

Bismarck-Seminar in der Reihe Senioren Kolleg, 13./ 14. April 2015

Mit Professor Ulrich Lappenküper konnte ein anerkannter Bismarck Experte gewonnen werden. Der Historiker ist Professor an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg und Geschäftsführer der Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh bei Hamburg.
Lappenküper führte die Teilnehmenden in das Leben und Werk Bismarcks ein. Otto von Bismarck wurde am 01. April 1815 in Schönhausen geboren. Seine Kindheit war geprägt durch ein problematisches Verhältnis zu seiner Mutter. Seinen Vater hingegen verehrte er. Bereits mit sechs Jahren wurde der junge Bismarck auf ein strenges Internat in Berlin geschickt, welches er später selbst als „Zuchthaus“ bezeichnete. In seinen Studienzeiten u.a. in Göttingen erwarb sich Bismarck das Image eines Hitzkopfes, der rege am Verbindungsleben seiner Zeit Anteil nahm. Nach dem Jura-Studium schlug er eine Verwaltungslaufbahn ein, die nicht gerade von Erfolg gekrönt war.  Nach dem Tod seiner Mutter 1839 betrieb er als Gutsleiter den elterlichen Kniephof in Hinterpommern. Eine entscheidende Wende in seinem Leben nach Jahren des Selbstzweifels war die Bekanntschaft mit seiner späteren Frau Johanna von Puttkammer (1824-1894), die Bismarck wieder in Kontakt mit dem Christentum bringt. Über die Familie von Puttkammer kann Bismarck Kontakte zu politischen Kreise herstellen, die ihm eine Stellung im Staatsdienst verschafft. Der Junker, Otto von Bismarck, gilt als erzkonservativer Verteidiger der Hohenzollern Monarchie. Um die Rolle Preußens zu stärken, wird er im Jahr 1851 zum Gesandten beim Deutschen Bund in Frankfurt ernannt. Bismarck mindert die Rolle Österreichs im Deutschen Bund und nimmt Kontakte zu Frankreich auf. Nach dem Tod Wilhelm IV. im Jahr 1861 wird er nach Petersburg versetzt. Ein Jahr später zum gesandten in Paris ernannt. Nach innenpolitischen Problemen wird er zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Auf der Basis dieses wichtigen Amtes betreibt er eine Politik ganz im Interesse Preußens. Der deutsche Nationalstaat ist nicht sein vorrangiges Ziel.
Preußen wächst und nimmt Norddeutschland ein, u.a. das Königreich Hannover. Der Streit um Kandidatur Preußens auf den spanischen Thron führt zum deutsch-französischen Krieg, der als Ergebnis die Reichsgründung am 18. Januar 1871 zur Folge hat. Nach dem dritten Reichsgründungskrieg , zunächst gegen Dänemark und Österreich, wird Wilhelm I. widerwillig deutscher Kaiser in Versailles. Es ist eine Reichsgründung von oben, eine Gründung der Fürsten und freien Städte, nicht des deutschen Volkes.
Während Bismarck auf eine geschickte Bündnispolitik zurückblicken und er sich als Sozialreformer im europäischen Vergleich profilieren kann, sind andere innenpolitische Bereiche von Fehlleistungen gekennzeichnet. Sein Umgang mit nationalen Minderheiten wie Polen, Dänen und Elsässer ist geprägt von Misstrauen und Verdächtigungen. Den Kulturkampf gegen den politischen Katholizismus verliert der Kanzler wie auch den Kampf gegen die Sozialdemokratie, die er als Reichsfeinde sieht, die mit allen politischen und strafrechtlichen Mitteln bekämpft werden müssen. 1890 ist die Sozialdemokratie eine starke politische Kraft im Reich.
Bismarck ist ein Mensch voller Widersprüche. Politik soll sich von Gefühlen nicht leiten lassen, jedoch ist seine Persönlichkeit mit starken Emotionen behaftet. Mit Ängsten und Vorteilen tritt er dem Katholizismus und der Sozialdemokratie gegenüber.
Als klug muss seine Bündnispolitik bewertet werden, die als eine Kriegsvermeidungspolitik zu interpretieren ist. Das noch junge Deutsche Reich darf nicht eingekreist werden, sondern braucht Bündnispartner über Österreich-Ungarn hinaus. Das Zarenreich ist ein wichtiger Partner, um dem Deutschen Reich Frieden zu sichern.
Das Zerwürfnis mit dem jungen Kaiser Wilhelm II. führt zu seiner Abdankung und Abschied von der Politik.
Das Seminar fand anlässlich des 200. Geburtstages Otto von Bismarck statt und untersuchte sein Leben und Werk zwischen Idealisierung und Verdammung.
Karsten Matthis
Geschäftsführer der Stiftung CSP
Mehr über Otto von Bismarck:   www.bismarck-stiftung.de Literatur:
Hans-Christof Kraus: Bismarck. Größe-Grenzen-Leistungen, Verlag Klett-Cotta 2015
Christoph Nonn: Ein Preuße und sein Jahrhundert, Verlag Beck 2015

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