Werner Schreiber, Minister a.D. und Vorsitzender der Stiftung Christlich-Soziale Politik e. V., würdigt Roswitha Gottbehüt anlässlich ihres Ausscheidens als Generalsekretärin beim Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen (EZA) in Königswinter.
“Nach insgesamt 26 Jahren beendet Roswitha ihre Tätigkeit bei EZA. 15 Jahre bekleidete sie das Amt der Generalsekretärin. In dieser Zeit sind eine Reihe neuer Institutionen aus verschiedenen Ländern Mitglied von EZA geworden. Es bedurfte viel Fein- und Taktgefühl, die Integration dieser Mitglieder zu bewerkstelligen, auf ihre Vorstellungen und Wünsche einzugehen. Es war auch nicht immer einfach, den verschiedenen Temperamente und Strömungen gerecht zu werden. Ich war ja oft genug Zeuge von komplizierten Gemengelagen. Diese Aufgabe hat Roswitha mit Bravour gemeistert.
Dabei wurde immer wieder deutlich: Das Zusammenwachsen Europas, die Vertiefung des Zusammenlebens, die Entwicklung eines Europäischen Gemeinschaftsgefühls waren für Roswitha ein großes Anliegen.
Aber nicht nur das bloße Zusammenwachsen war für sie wichtig. Es ging ihr immer auch um ein soziales, solidarisches Europa. Ihr Antrieb waren die Hauptprinzipien der christlichen Soziallehre: Subsidiarität und Solidarität.
Europa war für Roswitha eben nicht nur ein gemeinsamer Binnenmarkt und wirtschaftliche Prosperität. Für sie ging es um Chancengleichheit für die Bürgerinnen und Bürger Europas, um Teilhabe und sozialen Dialog.
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass die Idee eines geeinten Europas neue Impulse braucht. Das Projekt der europäischen Einigung befindet sich in der Krise. Es bedarf großer Anstrengungen und Überzeugungskraft, um Europa wieder auf das richtige Gleis zu bringen. Dazu brauchen wir eine neue Aufbruchsstimmung und die Erkenntnis, dass die einzelnen Nationalstaaten perspektivisch vor dem Hintergrund der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Welt zurückbleiben werden.
Ja, wir brauchen mehr Menschen wie Roswitha Gottbehüt, die sich einbringen in die Arbeit am europäischen Haus.
Die Zusammenarbeit mit Roswitha mit der Stiftung CSP und dem Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter war gekennzeichnet von Vertrauen. Bei vielen persönlichen Begegnungen mit Roswitha waren wir uns einig im Ziel: ein geeintes soziales Europa.
Ich danke Roswitha Gottbehüt für viele gute Gespräche, für Freundschaft und Miteinander. Ich gehe davon aus, dass sie unserer gemeinsame Arbeit nicht verloren geht.”