Nachricht

Abendforum mit Dr. Uwe Lehmann-Brauns, 5. Juni 2012 im AZK

Berliner Perspektien - vielfältig und liebenswert: Leben in einer spannenden Stadt von 3,5 Mio. Einwohnern

„Berlin ist in“, mit diesen Worten begrüßte der Vorsitzende der Stiftung CSP, Werner Schreiber, die Teilnehmer des Abendforums. Berlin ist gefragt bei Touristen aus aller Welt und besonders populär in Osteuropa. Die vielfältigen kulturellen Entwicklungen in der Metropole sind mehr als eine Diskussion wert, so Schreiber, der mit Dr. Uwe Lehmann-Brauns einen profunden Berlin Kenner als Referenten gewinnen konnte.
Dr. Uwe Lehmann-Brauns ist über Jahrzehnte renommierter CDU-Kulturexperte nicht nur für die Bundeshauptstadt, sondern für die ehemalige DDR und die heutige Kulturlandschaft in Ostdeutschland. Sein kulturpolitischer Sachverstand und deutschlandpolitisches Wissen ist in der Bundespartei gefragt und geschätzt. Der CDU-Politiker verfügt über lange Kontakte in die vielfältige Kulturlandschaft und ist mit vielen Künstlern im freundschaftlichen Dialog, so u.a. mit dem Liedermacher Wolf Biermann. Seit 1979 gehört er dem Berliner Abgeordnetenhaus mit Unterbrechungen an. Von 2006 bis 2011 war er Vizepräsident des Landesparlaments der Bundeshauptstadt.
Lehmann-Brauns portraitierte Berlin als eine liebens-, lebenswerte und vielfältige Stadt, die aus zahlreichen Großstädten besteht. Zwölf Großstädte mit jeweils 300.000 Einwohnern würde die Metropole vereinigen. Mit vier Universitäten, vielen Fachhochschulen, zahlreichen Verlagen und bedeutenden Museen sowie Galerien und Theatern ist Berlin die Kulturstadt Nummer eins in Deutschland. Die Museumsinsel, das Humboldt-Forum mit dem Stadtschloss und Adlershof als Gründer- und Technologiezentrum sind prominente Anziehungspunkte.
Zu den Schattenseiten Berlins gehört neben der hohen Arbeitslosigkeit von 12%  die dünne Industrieansiedlung in der Stadt einschließlich des brandenburgischen Umlands. Die neue tüchtige parteilose Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz bemüht viel stärker als ihre Vorgänger um neue Industrie- und Technologieansiedlungen, die dringend benötigt werden, um die Arbeitslosigkeit zu senken.  Die Stadt hat 63 Mrd. EURO Schulden aufgetürmt, die aber durch die lange Zeit der Teilung auch als Folgekosten anzusehen sind.
Es gibt viel politischen und sozialen Zündstoff in Berlin, so der Berliner CDU-Abgeordnete. Insbesondere die Ränder der Großstadt zeigen noch immer ein starkes Ost-West Gefälle auf. Aktuell entwickelt sich ein Sog nach Mitte, in die es viele Entscheidungsträger von Wirtschaft, Kultur und natürlich der Politik drängt. Viele Stadtteile hingegen wie der Prenzlauer Berg führen in ihrem Kiez inmitten der Großstadt ein reges Eigenleben.
Sorge müsse die politische Lage bereiten, dass die bürgerlichen Parteien auf nur noch rund 25% der Wählerstimmen bei den letzten Abgeordnetenhauswahlen kamen. Die FDP ist kaum noch erkennbar in der Stadt. Die Linke hat im Ostteil weiterhin ihre Hochburgen. Mit Offenheit verfolgt Dr. Uwe Lehmann-Brauns die Piraten als neue Kraft in der Berliner Politik. Es lasse sich noch nicht sagen, wie die Entwicklung dieser Partei verlaufen werde. Diese Gruppierung sei ihm aber allemal lieber als die Linke, die Nachfolgepartei der SED. Die CDU hat in der Großen Koalition Chancen Einfluss auf die Wirtschafts- und Kulturpolitik zu nehmen und somit neue   Einflussmöglichkeiten, die sie in der Opposition nicht hatte. Allerdings sieht Lehmann-Brauns die SPD in Flügelkämpfe in Berlin verstrickt, die auch negative Auswirkungen auf die Koalition haben könnten.
In der sich anschließenden Diskussion wurde intensiv über die politische Situation und den Wirtschaftsstandort Berlin diskutiert sowie die Lage der Kirchen und der Jüdischen Gemeinde bei 60% Konfessionslosen in der Stadt erörtert. Nachfragen ergaben sich zur Arbeit der Großen Koalition. Die Zusammenarbeit in der Großen Koalition funktioniere fast störungsfrei. Dies ist   ganz im Interesse der Stadt, so Dr. Lehmann-Brauns.
Das Fazit aller Beteiligten des Abendforums  lautete übereinstimmend: Berlin ist eine Reise wert!

Literaturhinweis
Uwe Lehmann-Brauns: Die verschmähte Nation. Berliner Begegnungen. Mit einem Vorwort von Wolf Biermann, erschienen im Hohenheim Verlag, Stuttgart/ Leipzig 2005
Dr. Uwe Lehmann-Brauns Biografie, siehe Berliner Abgeordnetenhaus www.parlament-berlin.de

Ankündigungen für Vorträge oder andere Veranstaltungen finden Sie auch in den Bildungsangeboten.

Sie finden trotzdem nicht, wonach Sie suchen?

Kontaktieren Sie uns bitte einfach!

oder Tel.: 0 22 23 / 73-119